Stell dir vor, jemand kommt mit einer Gartenhacke auf dich zu und brüllt:
„Wenn du da noch mal was anfasst, bringe ich dich um!“
Wie würdest du reagieren? Was würdest du sagen oder tun?
Ich befand mich in den letzten Wochen in genau dieser Situation und wie gute Strategien und die Wertschätzende Kommunikation mir dabei geholfen verbale Deeskalation zu erreichen, erfährst du in diesem Beitrag.
Meine Geschichte: „Fass da noch einmal was an und ich bringe dich um!“
Lass mich, dir jedoch erst einmal erzählen, wie es zu dieser Situation gekommen ist.
Stell dir vor, du lebst im Süden von Spanien und hast einen großen Garten mit Obstbäumen ganz in der Nähe vom Meer.
Klingt nach einem Traum, oder?
Ich habe mir diesen Traum vor einigen Jahren erfüllt, doch auch im Paradies gibt es Schattenseiten.
Langsam aber sicher wird das Wasser knapp.
Viele Bauern in der Region haben nicht mehr genug Wasser, um ihre Felder zu bewässern.
Die Obstbäume in meinem Garten sehen noch lebendig aus, doch viele Blüten fallen trocken zu Boden.
Das Wasser kommt aus einer Quelle hinter dem nächsten Dorf und dieses Jahr ist viel weniger als in den Jahren zuvor. Hinzu kommt noch, dass dieses Wasser ungleichmäßig verteilt wird.
Das Wasser, welches ich für meine Bewässerung nutze, kommt aus einem großen Tank und dieser ist seit ca. zwei Monaten im Schnitt nur zwischen 20 und 40 Prozent gefüllt.
Das Wasser fließt aus der Quelle über einen teilweise überirdischen, teilweise unterirdischen Kanal.
Damit das Wasser am Ende des Wasserkanals in einen 200 m langen Schlauch läuft, der im Tank endet, muss ich oder einer meiner Nachbarn, mit denen ich mir den Tank teile, den Weg des Wassers einstellen.
Vor unserem Schlaucheingang hat noch Peter (Name geändert) einen Abzweig zu seinem Tank.
Peter ist 70 Jahre und stammt aus der Region.
Er hat ein Grundstück mit Avocadobäumen und Kürbissen und wässert einmal die Woche am Sonntag.
Da sein Tank an einem Sonntag einmal nicht komplett gefüllt gewesen ist, hat er unseren Eingang blockiert, um all das Wasser in seinen Tank zu leiten. Daraufhin hatte dann einer meiner Nachbarn in der nächsten Nacht, wenn wir Wasser nehmen können, seinen Eingang blockiert, um unseren Tank mehr Wasser zu geben.
Die nächsten Tage ging es so weiter, bis ich Peter dann am Schacht traf.
Peter kommt mit seinem Auto zum Schacht gefahren und hält dich neben mir. Er steigt aus und geht zu seinem Kofferraum. Er holt eine Gartenhacke heraus.
Mit der erhobenen Hacke kommt er auf mich zu und brüllt:
„Wenn du da noch mal was anfasst, bringe ich dich um!“
Ich sage: „Okay, okay. Ich fasse nichts an.“
Er sagt: „Niemand fasst hier was an, außer mir!“
Ich: „Alles klar. Niemand fasst hier was an, außer dir.“
Er: „Genau.“
Kurze Pause. Er nimmt die Hacke runter und wird ruhiger.
Meine Angst, schwer verletzt zu werden, legt sich etwas.
Er fragt: „Wieso blockiert ihr meinen Eingang?“ Ich: „Weil wir Wasser brauchen.“ Er: „Und ich? Ich brauche auch Wasser.“ Ich: „Ja, jeder braucht Wasser.“ Er: „Ja, aber ich bin der Erste.“
Wir sprechen weiter über die Aufteilung des Wassers und wie schwierig es für alle diesen Sommer ist. Er wird zunehmend weicher und erzählt mir, dass er immer noch sauer auf einen meiner Freunde ist.
Ich gebe ihm dafür Empathie und sage: „Bist du da drüber noch verärgert, weil dir wichtig ist, dass Nachbarn zusammenhalten?“
„Ja klar, bin ich noch verärgert“, sagt er. „Wenn jemand eine Zigarette irgendwo hinwirft und dadurch ein Feuer verursacht und ein Nachbar dann der Polizei sagt, du warst das, wärst du da nicht verärgert?“
„Ich wäre auch verärgert“, antworte ich. Auf die Tatsache, dass er das Feuer verursacht hat, will ich mal nicht beharren, um den gerade entstehenden Frieden zu wahren.
Wir sprechen ruhig weiter und er erzählt mir, welche Grundstücke er hier bereits hatte und wie viele Jahre er das alles schon macht.
Ich vermute, dass er mir das alles erzählt, weil er nie wirklich Wertschätzung für all die Zeit und Energie erhalten hat, die er in die Ländereien investierte.
Am Ende einigen wir uns darauf, dass er seinen Tank vor uns füllen kann und wir das Wasser teilen, wenn viel Wasser im Kanal ist. Immer wenn sein Tank voll ist können wir seinen Eingang blockieren und all das Wasser nehmen.
Zwei Tage nach unserem Treffen war sein Tank voll. Am Sonntag hat er gewässert und am Montagabend war er bereits wieder gefüllt.
Ich habe ihn dann sogar noch getroffen und er hat mir einen Kürbis aus seinem Garten geschenkt. Derselbe Mann, der mir ein paar Tage zuvor mit einer Hacke noch ein Loch in den Kopf schlagen wollte.
Toll oder toll?
Nun ja. Der Sommer ist noch nicht vorbei, doch ich bin etwas zuversichtlicher gestimmt.
Ich glaube, wenn ich die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall Rosenberg nicht kennen würde, wäre die Situation ganz anders verlaufen.
Wie ist es bei dir?
Warst du schon einmal in einer gefährlichen Situation, in der dir die Gewaltfreie Kommunikation oder eine andere Methode dabei geholfen hat, verbale Deeskalation zu erreichen?
Lies weiter und erfahre, was du gezielt für eine verbale Deeskalation tun kannst.
Bitte bedenke: Verbale Deeskalation ist noch nicht die Lösung des Konflikts.
Diese erfolgt anschließend oder zu einem späteren Zeitpunkt in einem ruhigen Gespräch auf Augenhöhe.
16 Tipps für eine verbale Deeskalation
Tief durchatmen und Ruhe bewahren
Es klingt so einfach, doch wir vergessen es meistens.
Wie atmest du, wenn du in eine Stresssituation kommst?
Wenn du es nicht geübt oder dir es zur Angewohnheit gemacht hast, regelmäßig während des Tages innezuhalten, ist es sehr wahrscheinlich, dass du flach und schnell atmest. Und schnelle und flache Atmung macht verbale Deeskalation sehr schwierig.
Was macht verbale Deeskalation sehr schwierig?
Eine schnelle und flache ___________
Danke. 🙂
Dein Hirnstamm hat aufgrund von bestimmten Reizen und Bewertungen die Kontrolle übernommen und fährt ein Verhaltensprogramm ab, um dich zu schützen.
In dem Moment, in dem du dich entscheidest einmal oder mehrmals tief durchzuatmen, kannst du die Kontrolle zurückgewinnen und Ruhe bewahren.
Wodurch kannst du die Kontrolle zurückgewinnen?
Indem ich mich dazu entscheide, einmal tief ___________________.
Hervorragend.
Falls du die Situation so einschätzt, dass du gleich ernsthaft verletzt werden könntest, verzichtest du besser auf verbale Deeskalation.
Überspringe die folgenden Schritte und gehe direkt zum Punkt „Was ist zu tun, wenn keine verbale Deeskalation zu erreichen ist?“ oder versuche, die Situation zu entschärfen, indem du dich aufrichtig selbst mitteilst und dabei die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation beachtest.
Abstand schaffen
Nachdem du die Kontrolle zurückgewonnen hast, schaffst du am besten Abstand zwischen dir und der Person, die gerade ihre Aggressionen auslebt, falls du das nicht ohnehin schon getan hast.
Jeder Mensch hat einen Wohlfühl-Abstand.
Dieser bevorzugte Abstand ist ein Kreis von einem Meter Radius und dabei spielt es keine Rolle wie bekannt oder sympathisch uns ein Mensch ist.
Wenn jemand fremdes mit Aggression in diesen Bereich eindringt, fühlen wir uns unsicher und werden uns, wenn nötig auch körperlich verteidigen. Wenn wir verbale Deeskalation erreichen wollen, ist es wichtig, diesen Sicherheitsabstand herzustellen.
Dadurch bekommt der Aggressor Raum und Gehör und du fühlst dich sicherer.
Falls dein Versuch verbale Deeskalation zu erreichen scheitert, kannst du so eher aus der Situation fliehen.
Um sich sicherer zu fühlen und die Situation zu entspannen, musst du was tun?
Einen _____________ zwischen dem Aggressor und mir schaffen.
Danke.
Offene Körpersprache zeigen
Vorausgesetzt zwischen dir und dem Aggressor ist genug __________ und du fühlst dich sicher genug, kannst du gezielt offene Körpersprache einsetzen, um zu zeigen, dass du bereit bist zuzuhören.
Unter einer positiven, offenen Körpersprache versteht man:
- eine zugewandte Körperhaltung
- Blickkontakt
- die Arme sind neben dem Körper
- Handflächen zeigen nach oben oder unten
- die Füße sind fest auf dem Boden
- aufrechter Stand oder aufrechtes Sitzen
Eine offene Körpersprache gibt dir selbst mehr Sicherheit und schafft Vertrauen zu deinem Gegenüber.
„Ein freundlicher Blick, eine Geste der Zuneigung, gilt mehr als viele Worte.“ – Anna StrafingerClick to TweetVermeide Kommunikationssperren
Solltest du in dich in einer gefährlichen Situation oder in einem heftigen Streitgespräch befinden und verbale Deeskalation erreichen wollen, achte ebenfalls darauf Kommunikationssperren zu vermeiden.
Kommunikationssperren sind Phrasen, die Verbindung und Wertschätzung verhindern.
Was sind Kommunikationssperren?
Phrasen, die Verbindung und _______________ verhindern.
Jeder Mensch sehnt sich jedoch nach Wertschätzung und wenn du andere Menschen so behandelst, dass sich dieses wichtige Bedürfnis erfüllt, werden sie auch mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dir zusammenarbeiten.
Ja oder ja?
Hier eine kleine Übersicht von Kommunikationssperren:
Befehle und Forderungen | Hören Sie auf damit! |
Drohen | Ich warne Sie. Wenn Sie das tun, rufe ich die Polizei. |
Widersprechen | Das stimmt überhaupt nicht, was Sie da sagen. |
Urteilen | Wie können Sie nur so fahrlässig handeln! |
Verhören | Warum haben Sie das gemacht? |
Hauptsächlich den anderen sprechen lassen und zuhören
Wenn du dich sicher fühlst und die Situation weiter entschärfen möchtest, richtest du deine gesamte Aufmerksamkeit auf den anderen und begegnest ihm mit einer wertschätzenden Haltung.
Nur so lässt sich eine friedvolle verbale Deeskalation erreichen.
Höre ganz genau hin und versuche in den Worten, die er verwendet, das dahinterliegende Bedürfnis zu sehen.
Denn jede Handlung ist der Versuch, sich ein Bedürfnis zu erfüllen.
Was ist jede Handlung?
Der ____________ sich ein Bedürfnis zu erfüllen.
Gut gemacht.
Jeder Mensch, der sich gegenüber anderen aggressiv verhält, versucht sich in erster Linie das Bedürfnis nach gehört werden zu erfüllen. Und je nach Kontext können dahinter auch noch andere wichtige Bedürfnisse wie Verständnis, Freiheit oder Autonomie stecken.
Dieses Bedürfnis zu vermuten und zu verbalisieren hilft dem Aggressor in Kontakt mit sich selbst zu kommen.
Dadurch findet er Klarheit, wird sich beruhigen und seine bisher gewählte Strategie, um sich dieses Bedürfnis zu erfüllen, noch einmal überdenken.
Was passiert, wenn du das Bedürfnis des Aggressors verbalisierst?
Er kommt in ____________ mit sich selbst und wird sich beruhigen.
Ist es also gut oder gut, sich in den anderen hineinzuversetzen?
Such dir was aus. 😉
Wie genau dieses sich in den anderen hineinzuversetzen funktioniert, zeigen dir die folgenden Tipps.
Verständnis zeigen
Sicherlich hast du von diesem Tipp auch schon einmal in einem anderen Zusammenhang gehört, oder?
Zum Beispiel, wenn es um Streit zwischen Partnern oder Freunden geht.
Doch wie zeigst du Verständnis?
Eines ist ganz sicher.
Du zeigst es NICHT, in dem du sagst:
- „Das verstehe ich.“
- „Das kann ich verstehen.“
- „Ich verstehe dich.“
- „Das kann ich gut nachvollziehen.“
Diese Phrasen sind so ausgelutscht, dass dein Gegenüber vielleicht sogar aggressiv reagiert und eine verbale Deeskalation wird dadurch schwerer möglich.
Versuche dich einmal daran zu erinnern, als dein Partner etwas getan hat, was dich geärgert hat.
Du machst deinen Emotionen Luft und dein Partner erwidert: „Ich verstehe dich total.“
Fühlst du dich dadurch gehört und verstanden?
Nein oder nein?
Klar. Es beruhigt dich vielleicht etwas, doch Verständnis und einfühlsame Verbindung entsteht dadurch nicht.
Vermeide diese Phrasen also unbedingt.
Höre stattdessen aktiv zu und schenke deinem Gegenüber Empathie.
Aktives Zuhören und Empathie geben
Aktives Zuhören ist nichts anderes, als dass du das, was dein Gegenüber gesagt hat, noch einmal in deinen eigenen Worten wieder gibst. Dadurch, dass du wiederholst, vermeidest du Missverständnisse.
Was vermeidest du, wenn du das Gesagte wiederholst?
Danke dir.
Und etwas ganz Wichtiges passiert noch.
Der andere spürt, dass du ein Interesse an ihm hast.
Wie fühlt es sich für dich an, wenn jemand aufrichtiges Interesse an dir hat?
Gut oder gut?
Wenn du das volle Potenzial des aktiven Zuhörens ausschöpfen möchtest, dann wiederholst du nicht einfach nur die Worte deines Gegenübers, sondern verbalisierst seine Gefühle, Bedürfnisse und Bitten in Form von Fragen.
Dadurch verstehst du dein Gegenüber nicht nur intellektuell, sondern auch emotional.
Es entsteht eine Verbindung.
Wodurch entsteht eine emotionale Verbindung?
Dadurch, dass du die unausgesprochenen Gefühle, Bedürfnisse und __________ der anderen Person in Form von Fragen verbalisierst.
Stelle nur offene Fragen
Nur wenn der andere spürt, dass du wirkliches Interesse an ihm hast, wird er sich letztlich auch beruhigen.
Offene Fragen helfen dir dabei, mehr darüber zu erfahren, was in dem anderen vor sich geht.
Geschlossene Frage: „Siehst du Möglichkeiten, um das Problem zu lösen?“
Antwort: „Nein.“
Offene Frage: „Welche Möglichkeiten siehst du, um das Problem zu lösen?“
Offene Fragen sind Fragen, auf die nicht einfach nur mit »Ja« oder »Nein« geantwortet werden kann.
Durch offene Fragen zeigst du Interesse, denn dein Gegenüber wird dadurch angeregt noch mehr von sich zu erzählen.
Auch wenn du das Gespräch dann weniger in der Hand hast, kannst du es dennoch durch gezielte offene Fragen lenken.
Offene Fragen werden oft als W-Fragen bezeichnet, da sie häufig mit den klassischen Fragewörtern beginnen:
- Was?
- Wie?
- Wofür?
- Warum?
- Wann?
- Wer?
Damit eine geschlossene Frage zur offenen wird, braucht es meist nur eine kleine Umformulierung.
Warte mit dem, was du sagen möchtest, bis der andere vollkommen gehört wurde
Wenn du in einer westlichen Kultur aufgewachsen bist, wird es dir höchstwahrscheinlich schwerfallen, mit deiner Aufmerksamkeit bei dem anderen zu bleiben.
Denn du denkst in dem Muster, dass dein Weg der einzig Richtige sei und du bist es gewohnt, andere durch Rhetorik oder Argumente von diesem zu überzeugen.
Doch auch wenn es noch so schwer ist.
Bleibe mit deiner Aufmerksamkeit bei dem anderen.
Es ist der beste Weg, eine verbale Deeskalation zu erreichen.
Bleib also möglichst lange für den anderen präsent.
Erst wenn der Redefluss auf der anderen Seite weniger wird oder gar nichts mehr gesagt wird, teilst du dich mit.
Doch bevor du das tust, fragst du dein Gegenüber noch zwei Dinge:
- Gibt es noch etwas, das du sagen möchtest?
- Würdest du dir anhören, wie es mir gerade geht und was ich denke?
Nur wenn dein Gegenüber nichts mehr sagen möchte und auch bereit ist dich anzuhören, bringt es etwas, wenn du dich mitteilst.
Teile dich selbst aufrichtig mit
Nachdem dein Gegenüber alles gesagt hat, was es sagen möchte, bist du an der Reihe.
Nimm dir einen Moment Zeit und beherzige den ersten Tipp.
Weißt du ihn noch?
Genau. Tief ___________.
Verwende Ich-Botschaften
Wenn du dich mitteilst, sprich von dir und nur von dir. Der US-amerikanische Psychologe Thomas Gordon beschreibt in seinem Gordon-Modell die Ich-Botschaft als neutrale, sachliche, authentische und wertungsfreie Aussage.
Eine echte Ich-Botschaft:
- gibt einen persönlichen Eindruck wieder ohne zu werten
- erklärt das Verhalten des anderen als Auslöser für die eigenen Gefühle, aber nicht als Ursache
- benennt Gefühle und Bedürfnisse
Du-Botschaft: „Du drängst mich in die Ecke.“
Ich-Botschaft: „Du stehst einen Meter vor mir und ich bekomme Angst. Ich brauche die Sicherheit, dass mir nichts passiert.“
Äußere eine klare Beobachtung und vermeide Bewertungen
Beschreibe in deiner Ich-Botschaft, was du gesehen oder gehört hast, ohne es zu bewerten. Stell dir vor, was eine Kamera gesehen und ein Mikrofon gehört hätte.
Bewertung: Du schreist mich an und beschimpfst mich.
Beobachtung: Ich habe gehört »Du bringst mich um, wenn ich noch einmal was anfasse.«
Benenne dein eigenes Gefühl und Bedürfnis
Nachdem du als Erstes eine klare Beobachtung formuliert hast, verknüpfst du sie mit einem Gefühl und einem Bedürfnis.
Das könnte dann zum Beispiel so lauten:
Beobachtung: „Ich habe gehört »Du bringst mich um, wenn ich noch einmal was anfasse.«
Gefühl: Ich habe echt Angst und
Bedürfnis: mir ist meine Sicherheit wichtig.“
Vermeide es hierbei echte Gefühle mit Pseudogefühlen zu vermischen, denn darauf wird dein Gegenüber gereizt reagieren.
Was musst du vermeiden?
Echte Gefühle mit ___________________ zu vermischen.
Danke dir 🙂
Ein Pseudogefühl ist in Wirklichkeit kein Gefühl, sondern ein Denkmuster.
Und in diesem Denkmuster übergibst du die Verantwortung, für das, was du fühlst an eine andere Person.
An wen gibst du die Verantwortung, wenn du in Pseudogefühlen denkst?
An eine andere ______________
Einige Pseudogefühle sind zum Beispiel: Ich fühle mich bedrängt, ich fühle mich missachtet, ich fühle mich nicht respektiert.
Wenn du statt Pseudogefühlen echte Gefühle äußerst, wird dein Gegenüber auch eher die wirkliche Botschaft hören, die du kommunizieren willst.
Stimmts oder stimmts?
Hier noch einige Pseudogefühle und die dazu passenden echten Gefühle.
Pseudogefühl | Echtes Gefühl |
---|---|
bedrängt | unsicher |
bedroht | ängstlich |
nicht respektiert | ärgerlich |
Eine weitere Übersicht von echten Gefühlen findest du in meinem kostenlosen E-Book zur Wertschätzenden Kommunikation.
Eine klare Bitte äußern
Der letzte und wichtige Schritt, wenn du dich selbst aufrichtig mitteilst, ist der einer klaren Bitte. Statt einen vagen Wunsch zu äußern, kommuniziere direkt das, was du möchtest.
Denn wenn du ganz klar sagst, was du möchtest, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du es auch bekommst, um ein Vielfaches größer.
Wahr oder wahr?
Vager Wunsch: Bitte komm mir nicht zu nahe.
Klare Bitte: Bitte bleib dort stehen, wo du gerade bist.
Alle Schritte zusammenfügen
Damit dich dein Gegenüber hören kann und du auch eine entsprechende Handlung oder Rückmeldung als Ergebnis bekommst, bringst du diese vier Schritte zusammen.
Beobachtung: „Ich habe gehört »Du bringst mich um, wenn ich noch einmal was anfasse.«
Gefühl: Ich habe echt Angst und
Bedürfnis: mir ist meine Sicherheit wichtig.
Bitte: Bitte bleib, da stehen, wo du gerade bist.“
Achte bei deiner Selbstmitteilung darauf, nicht zu viele Worte zu verwenden.
Je mehr Wörter du verwendest, desto schwieriger wird es für die andere Seite dich zu verstehen.
Diese vier Schritte sind die Grundlagen Wertschätzender Kommunikation und wenn du mehr darüber erfahren möchtest, empfehle ich dir meinen Newsletter mit kostenlosem Downloadbereich.
Empathie zu geben erfordert Mut
In meinen Seminaren erlebe ich häufiger, dass Teilnehmende die Befürchtung äußern:
„Aber ich kann doch, den anderen nicht fragen, ob er wütend ist. Da wird er doch nur noch wütender.“
Die Teilnehmenden, die diesen Satz äußern, haben noch niemals jemanden, der wütend ist, unter anderem folgende Einfühlung gegeben:
„Bist du wütend, weil dir wichtig ist, dass sich alle an die Absprachen halten?“
Denn wenn sie es schon einmal getan hätten, dann wüssten sie, dass diese Form der Einfühlung der anderen Person hilft, sie zu beruhigen.
Der Einwand, dem anderen keine Empathie geben zu können, entsteht aus Angst und Unsicherheit.
Doch je mehr du dich einfühlst, desto sicher wirst du dich fühlen.
„Je mehr wir uns in den anderen hineinversetzen, desto sicherer fühlen wir uns.“ Marshall RosenbergClick to TweetSo ist zumindest meine Erfahrung. Es nimmt einfach den Wind aus den Segeln.
Und wenn der andere dann sagt: „Ja, natürlich bin ich wütend.“ Dann bist du schon auf der richtigen Spur.
Trau dich also.
Höre dem anderen aufrichtig zu und gebe ihm Einfühlung für den Ärger und die Wut, die er erlebt.
Sei mutig, aber nicht um jeden Preis.
Was ist zu tun, wenn keine verbale Deeskalation zu erreichen ist?
Natürlich kann es sein, dass deine Situation eine verbale Deeskalation nicht zulässt oder dass du es probierst und der andere sich trotzdem nicht beruhigt.
Dann ist es ratsam, dass du schnell Maßnahmen zu deiner eigenen Sicherheit ergreifst, und zwar in folgender Reihenfolge:
- Aus der Situation fliehen
- Um Hilfe rufen und auf sich aufmerksam machen
- Die Polizei rufen
Zusammenfassung
Lass uns zum Schluss noch einmal kurz die Tipps für eine verbale Deeskalation zusammenfassen.
Zuerst einmal ist es wichtig, dass du dich selbst beruhigst, indem du mindestens einmal tief _____________
Durchatmest. Genau. 🙂
Schaffe zwischen dir und dem Aggressor einen _____________
Verwende eine offene ________________ und vermeide Kommunikations______________
Lasse zuerst hauptsächlich den anderen sprechen, denn jemand, der wütend ist, wird dir nicht zu hören.
Ja oder ja?
Zeige deinem Gegenüber ganz viel _______________, indem du aktiv zuhörst und Empathie gibst.
Lade den anderen dazu ein, noch mehr von sich zu erzählen und dadurch dein Verständnis zu fördern, indem du ______________ Fragen stellst.
Erst wenn die andere Seite vollkommen gehört wurde und bereit ist, dich anzuhören, teilst du dich selbst aufrichtig mit.
Deine aufrichtige Selbstmitteilung besteht aus folgenden Komponenten:
- einer Ich-Botschaft
- einer klaren Beobachtung ohne zu _______________
- einem Gefühl und einem Bedürfnis
- einer klaren und machbaren Bitte
Ich danke dir für das Lesen dieses Beitrags und deiner Teilhabe. Ich hoffe, ich konnte dir einige wertvolle Tipps zum Thema verbale Deeskalation mitgeben.
Im letzten Abschnitt dieses Beitrags möchte ich dir einen kleinen Einblick in meine Gedankenwelt geben.
Du erfährst darin, warum ich denke, dass du Wertschätzende Kommunikation und Techniken zur verbalen Deeskalation in Zukunft benötigen wirst und was du ganz aktiv zum Schutz der Umwelt und für eine friedlichere Welt tun kannst.
Warum du verbale Deeskalation und Wertschätzende Kommunikation in Zukunft brauchen wirst
Das, was sich momentan in Spanien abspielt, wird sich in naher Zukunft auch in anderen Ländern abspielen. Zunehmende Klimaextreme und extreme Dürre in vielen europäischen Ländern zeigen es bereits.
Ich hätte es nicht für mich möglich gehalten, dass mich eines Tages jemand bedroht, weil er Wasser für seinen Garten benötigt. Gleichzeitig befürchte ich, dass die Ressource Süßwasser in den kommenden Jahren noch knapper werden wird und damit natürlich auch Lebensmittel und Lebensraum.
Wasser ist für uns alle lebenswichtig und wenn es knapp wird und wir nicht genug bekommen, wird bei vielen von uns zuallererst das Stammhirn die Kontrolle übernehmen.
Wahr oder wahr?
Umso wichtiger finde ich es, dass wir lernen, auch in schwierigen Zeiten miteinander wertschätzender umzugehen und Wege zu finden, um die Zukunft der nächsten Generationen auf diesem Planeten zu sichern.
Was du machen kannst, um mögliche Ressourcenkonflikte zu verringern
Ich denke, eine wirkliche Chance auf dieser Erde noch weiter zu leben haben wir nur, wenn wir:
- Mit unseren tiefsten Werten in Einklang leben und ihrer entsprechend kommunizieren und handeln (dabei hilft uns Wertschätzende Kommunikation)
- Radikale Maßnahmen zum Umweltschutz ergreifen
- Bäume pflanzen, mehr Bäume pflanzen und noch mehr Bäume pflanzen
Klingt nach einer logischen Idee?
Ja oder Ja?
Dann spende jetzt einen Baum bei Plant for the Planet.
„Bis du ein Loch gräbst, einen Baum pflanzt, ihn bewässerst und ihn überleben lässt, hast du nichts getan. Du redest nur.“ – Wangari MaathaiClick to TweetBäume bringen das Wasser zurück, schützen vor Wind, bieten Lebensraum, Lebensmittel und senken die Temperatur.
Sie sind wahre Alleskönner und unsere Rettung im Kampf gegen die zunehmende Erderwärmung.
Ich danke dir für deine Unterstützung. 🙂
Weiterführende Links und Quellen
https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/abstand.html
https://www.monster.de/karriereberatung/artikel/koerpersprache-die-richtige-haltung
https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunikationssperre_(Psychologie)
https://www.teamazing.de/was-bedeutet-aktives-zuhoeren/
Herzlichen Dank, die Tipps werde ich bestimmt einmal anwenden;)
Sehr gerne Fritzi