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6 praktische Beispiele für Wertschätzende Kommunikation: Bewusst die richtigen Worte finden

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Du suchst nach Beispielen, die dir zeigen, wie Wertschätzende Kommunikation im Alltag funktioniert?

Dann bist du hier genau richtig.

Vielleicht kennst du folgende Situation: Du hast ein Buch über Gewaltfreie Kommunikation gelesen oder sogar ein Seminar besucht und trotzdem fällt es dir schwer, sie in deinem Leben anzuwenden.

In diesem Beitrag teile ich mit dir sechs gute Beispiele für Gewaltfreie Kommunikation, die authentisch und wertschätzend sind.

Die Schritte der Gewaltfreien Kommunikation [Kurzübersicht]

Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg wird oft auch als Wertschätzende Kommunikation bezeichnet. Sie besteht aus einem Prozess aus vier Schritten:

  1. Beobachtung
  2. Gefühl
  3. Bedürfnis
  4. Bitte

Diese vier Schritte werden in drei Richtungen gegangen: Selbstempathie, Empathie und Selbstmitteilung.

Damit dieser Prozess funktioniert, ist eine wertschätzende Haltung nötig, die die Grundannahmen Wertschätzender Kommunikation berücksichtigt.

Wenn du diese Grundannahmen verinnerlichst, kann dir der Prozess der Gewaltfreien Kommunikation dabei helfen, ein Beziehungsproblem anzusprechen ohne einen Streit auszulösen und ich habe selbst erfahren, wie du mit wertschätzender Kommunikation eine verbale Deeskalation erreichst.

Wertschätzende Kommunikation Beispiele

Im Folgenden teile ich mit dir jeweils ein Beispiel, wie Wertschätzende Kommunikation in der Arbeitswelt, im Business, im Team, in der Pflege, im Kindergarten und mit Kindern angewendet werden kann.

Für jede Situation teile ich mit dir eine mögliche Selbstreflexion, eine empathische Vermutung für die andere Seite und eine aufrichtige Selbstmitteilung. Die Selbstreflexion/Selbstempathie erfolgt dabei immer leise nach innen.

Wertschätzende Kommunikation am Arbeitsplatz

Du bist leitender Angestellter für eine IT-Abteilung einer großen Rederei. Am Freitagmorgen stimmst du mit deinem Kollegen Steffen ab, dass dieser dich noch am selben Tag über seine Fortschritte bei einer bestimmten Aufgabe per Mail informiert. Am Montagmorgen hast du noch immer keine Info über die Fortschritte deines Kollegen.

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Selbstempathie: „Steffen hat gesagt, er schickt mir bis Freitag noch ein Update, doch das ist nicht passiert. Ich bin ein wenig verärgert, da ich Klarheit über den Projektfortschritt brauche. Ich könnte ihn anrufen.“

Du rufst deinen Kollegen an und gibst ihm Empathie.

Empathie: „Hallo Steffen, wie geht’s? Sag mal, du wolltest mir doch am Freitag ein paar Infos zu deinem Fortschritt per Mail schicken. Ich habe nichts bekommen. Ist alles in Ordnung bei dir?“

Oder du rufst deinen Kollegen an und teilst dich erst einmal aufrichtig selbst mit.

Selbstmitteilung: „Hallo Steffen, wie geht’s? Ich habe keine Infos mehr zu deinem Fortschritt bekommen und bin etwas verärgert, da ich Klarheit über den aktuellen Stand brauche, um die Geschäftsführung informieren zu können. Kannst du mir sagen, wie weit du vorangekommen bist?“

Wertschätzende Kommunikation im Business

Du bist als Unternehmensberaterin für Musiklehrerinnen, die sich selbstständig machen wollen, tätig. Eine Kundin ruft dich an und fragt nach einem neuen Termin. Sie hat jedoch noch nicht die beiden letzten Termine bezahlt. Um sich etwas Zeit zu verschaffen, sagst du, dass es gerade nicht passt, du dich aber in 30 Minuten melden wirst.

Selbstempathie: „Wenn ich höre, dass sie einen neuen Termin will, aber noch nicht die anderen beiden bezahlt hat, werde ich echt sauer, weil mir die Wertschätzung meiner Arbeit wichtig ist.“

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Du rufst deine Kundin an. Du gibst ihr etwas Empathie und machst gleichzeitig deine Grenze klar.

Empathie + Selbstmitteilung: „Hallo Frau Kellermann, danke für Ihr Interesse und dass Sie weiter mit mir zusammen arbeiten möchten. Mir ist aufgefallen, dass die Zahlung für unsere letzten beiden Termine noch aussteht. Würden Sie diese bitte erst ausgleichen und mich dann erneut wegen eines Termins anrufen?“

Wertschätzende Kommunikation im Team

Es ist Montagmorgen, 10 Uhr. Gemeinsam mit 12 Kollegen:innen sitzt du im Meetingraum. Eure Geschäftsführung bittet dich, mit deiner Präsentation für ein neues Projekt zur Stärkung von sozial benachteiligten Jugendlichen zu beginnen. Während du dem Team dein Projekt vorstellst, siehst du, wie ein Kollege zweimal mit den Augen rollt.

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Als du es das dritte Mal siehst, machst du eine kurze Pause und sagst: „Lieber Christian, ich habe jetzt dreimal gesehen, wie du mit den Augen rollst. Ich bin irritiert und mir ist wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen. Würdest du mir sagen, was los ist?“

Christian antwortet: „Nö, gar nichts ist los. Alles gut. Mach mal ruhig weiter.“

Selbstempathie: Seine Reaktion hat mich ganz schön verunsichert und ich will sichergehen, dass ich den Rückhalt der anderen für dieses Projekt habe.

Empathie: „Für dich ist also alles in Ordnung und ich kann mit der Präsentation fortfahren?“

Selbstmitteilung: „Ich bin gerade etwas unversichert und mir ist wichtig, dass jeder von euch mir ehrlich seine Meinung sagt. Wer dafür ist, dass wir kurz in einen Meinungsaustausch gehen, hebt bitte die Hand!“

Wertschätzende Kommunikation in der Pflege

Du arbeitest als Pfleger in einem Krankenhaus auf einer Kinderstation. Gestern Abend wurde ein Junge nach einem Verkehrsunfall auf der Station aufgenommen. Da das Kind gerade erst sieben Jahre alt geworden ist, bleibt der Vater als Begleitperson mit ihm auf der Station. Du hast gerade deine Schicht begonnen, da kommt der Vater zu dir und beschwert sich über das Essen.

„Also mir war ja bekannt, dass das Essen in Krankenhäuser schlecht ist, aber dass es so schlecht ist. Bei keinem der drei Essen war heute frisches Obst oder Gemüse dabei und alles zum Bestreichen der Brotscheiben hatte als Hauptzutat Zucker. Es ist doch mittlerweile bekannt, dass die Ernährung einen maßgeblichen Anteil zur Genesung beiträgt. Bei diesem Fraß kann man doch nur krank bleiben!“

Selbstempathie: „Wenn ich das so höre, bin ich perplex, da ich nichts für das Essen kann und ich verstehe auch nicht so wirklich, was er von mir will.“

Empathie: „Wenn Sie sehen, was es hier an Essen gibt, zweifeln sie daran, dass ihr Kind optimal genesen wird?“

Selbstmitteilung: „Wissen Sie, ich habe mir darüber offen gesagt noch nicht viele Gedanken gemacht und bin auch etwas verwundert, dass sie mich darauf ansprechen, denn die Verantwortung dafür liegt beim Management. Meine Kollegin an der Rezeption wird Ihnen auf ihr Nachfragen sicherlich den zuständigen Kontakt geben können. Wäre Ihnen damit geholfen?“

Wertschätzende Kommunikation im Kindergarten

Du arbeitest als Erzieherin in einem Kindergarten. Wie fast jeden Vormittag bist du mit deiner Gruppe draußen im Hof. Zwei Kinder, Max (5) und Lisa (4), spielen im Sandkasten. Lisa hat eine Schaufel in der Hand, mit der sie Löcher gräbt. Plötzlich geht Max zu ihr hin, reißt ihr die Schaufel aus der Hand und fängt an, selbst damit in der Erde Löcher zu graben. Lisa steht fassungslos da und ruft den Tränen nahe: „Gib mir die Schaufel zurück!“ Doch Max gräbt weiter.

Selbstempathie: „Ich habe gesehen, dass Max Lisa die Schaufel aus der Hand riss. Ich bin entsetzt, weil mir wichtig ist, dass wir einander achten und ich möchte mit den Kindern eine Lösung finden.“

Nach der kurzen Selbstreflexion entscheidest du dich dazu, erst Lisa Empathie zu geben und danach Max, damit beide Seiten gehört werden, in Verbindung kommen und eine Lösung finden können.

Empathie für Lisa: „Dass Max dir die Schaufel aus der Hand riss und jetzt selbst damit gräbt, verärgert dich, weil dir wichtig ist, gefragt zu werden und dass sich alle an unsere Regel halten? Möchtest du, dass er dir die Schaufel wieder gibt?“

Empathie für Max: „Als du gesehen hast, wie viele Löcher Lisa schon mit der Schaufel gegraben hat, hast du große Lust bekommen, selbst welche zu graben, und du willst sehen, was du schaffen kannst? Möchtest du gern weiter Löcher graben?“

Selbstmitteilung an Max: „Ich sehe wie viel Spaß du am Löcher graben hast und ich sehe auch wie traurig Lisa ist, da sie nicht mehr weitergraben kann. Ich bin auch etwas traurig
und mir ist wichtig, dass alle Spaß haben und spielen können. Fällt dir etwas ein, damit ihr beide Löcher graben könnt?“

Wertschätzende Kommunikation mit Kindern

Es ist Samstagnachmittag und dein Sohn spielt im Wohnzimmer mit Lego. Eine riesige Rakete, an der er sehr lange gebaut hat, liegt auf dem Boden nahe der Couch. Du liegst auf der Couch und kannst die Rakete nicht sehen. Als du aufstehst, trittst du versehentlich auf die Rakete und sie zerbricht dadurch in mehrere Teile. Dein Sohn sieht das und schreit dich an: „Oh Mann, du Dummkopf! Jetzt muss ich alles wieder neu zusammenbauen.“

Selbstempathie: „Wenn ich höre >Du Dummkopf< dann, macht es mich traurig, weil mir Wertschätzung wichtig ist.“

Empathie: „Ärgert dich das gerade, weil dir wichtig ist, dass deine Sachen heile bleiben und weil es viel Arbeit war, sie zu bauen? Möchtest du, dass ich dir helfe, sie wieder zusammenzubauen?“

Selbstmitteilung: „Wenn ich >Du Dummkopf< höre, macht mich das traurig, weil mir wichtig ist, dass wir freundlich miteinander umgehen. Was hast du mich gerade sagen hören?“

Das waren sie. Meine sechs Beispiele dafür wie Wertschätzende Kommunikation in unterschiedlichen Situation aussehen und gelingen kann.

Du hast eine Situation, die dich beschäftigt?

Schreibe mir deine Situation als Kommentar und ich schreibe dir eine Formulierung, die dir dabei hilft, eine wertschätzende Kommunikation zwischen euch ins Rollen zu bringen.

Häufig gestellte Fragen rundum das Thema Wertschätzende Kommunikation

Wie geht wertschätzende Kommunikation?

Wertschätzende Kommunikation ist ein Prozess aus vier Schritten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Man geht dabei in drei Richtungen vor: Selbstempathie, Empathie und Selbstmitteilung. Eine detaillierte Anleitung liefert der Artikel Wertschätzende Kommunikation.

Was sind wertschätzende Worte?

Wenn du jemand anderen wertschätzen möchtest, dann tue das nicht mit Komplimenten und Lob. Tue es mit aufrichtiger Wertschätzung. Benenne, was getan wurde, wie du dich damit fühlst und welches Bedürfnis sich bei dir, durch die Handlung erfüllt hat.

Was ist ein wertschätzender Umgang?

Wertschätzung ist ein wichtiges menschliches Bedürfnis und erfüllt sich in Beziehungen durch eine positive Grundhaltung zueinander. Erfolgreich im menschlichen Miteinander sind wir nur, wenn wir klar und direkt kommunizieren und dabei und den Wert des Gegenübers schätzen.

Was sind die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation?

1. Beobachtung (Was wurde getan? Was wurde gesagt?)
2. Gefühl (Wie geht es mir/dir?)
3. Bedürfnis (Was brauche ich? Was brauchst du?)
4. Bitte (Was können wir beide dafür tun, damit wir es bekommen?)
Diese vier Schritte gehen wir in die Richtungen Selbstempathie, Empathie und Selbstmitteilung.

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